Maisanbau und Gewässerschutz – (k)ein Problem?
Egal ob Gemüseanbau im Kleingarten oder Ackerbau in der Landwirtschaft: beides bedeutet Wirtschaften in der freien Natur – und damit in einem „offenen System“, in dem die umweltsensiblen Bereiche Boden, Wasser und Luft in ständigem Austausch stehen. Mit Niederschlägen werden nicht nur Stoffe in den Boden eingetragen. Gasförmig und in Wasser gelöst gehen immer auch Stoffe aus der durchwurzelten Bodenzone verloren. Diese Ein- und Austräge gibt es in jedem Pflanzenbestand, jedem Anbauverfahren, jeder Kulturpflanzenart – und damit natürlich auch im Mais.
Bei den Austrägen sind allerdings die vermeidbaren von den unvermeidbaren zu unterscheiden: Infolge natürlicher Umsetzungsprozesse im Boden wird zum Beispiel ein Teil des dort vorhandenen Stickstoffs unvermeidlich als Lachgas (N2O) an die Atmosphäre abgegeben oder mit dem Sickerwasser als Nitrat (NO3) in tiefere Bodenzonen verlagert. Auch Phosphat kann infolge landwirtschaftlicher Produktion in Oberflächengewässer gelangen. Damit muss bei jeder Düngung von Pflanzennährstoffen zwischen dem geschätzten Verbrauch, der in hohem Maße von der erwarteten Erntemenge abhängt, und einem möglichen, unerwünschten Austrag abgewogen werden. Die „gute fachliche Praxis“ bietet den Landwirten einen Handlungsrahmen, aber auch der Gesetzgeber greift mit der aktuell in der Novellierung befindlichen Düngeverordnung regulatorisch in die Düngepraxis ein, z.B. mit Obergrenzen der Nährstoffmengen oder zeitlichen Beschränkungen auf die Hauptwachstumsphasen der Pflanzen.
Die entscheidenden Fragen lauten demnach: Wie viel an Nährstoffen oder Pflanzenschutzmitteln (PSM) werden auf welchen Wegen ausgetragen – und was können Landwirte in jedem konkreten Einzelfall tun, um den vermeidbaren Anteil dieser Austräge tatsächlich zu verhindern?
Ein Schlüssel für den Gewässerschutz: Bedarfsgerechte Düngung
Mit Blick auf mögliche Nährstoffausträge war das Image des Maises in der Vergangenheit „angekratzt“. Eine Ursache lag darin, dass organische Dünger wie Gülle oder Substrate aus Biogasanlagen gerne zu Mais gedüngt werden – und mit gutem Grund, da sie hier sehr effizient für die Ertragsbildung genutzt werden. Aufgrund der langen Vegetationszeit werden bei regelmäßiger Anwendung organischer Dünger 70-80 % des so zugeführten Stickstoffs von den Pflanzen aufgenommen. Wird die organische Düngung jedoch im Frühjahr mit schnell verfügbarem mineralischem Stickstoff ergänzt – wie es zur Deckung des pflanzlichen Bedarfs lange als notwendig erachtet wurde – steigt damit das Risiko von Stickstoffverlusten.
Bei einer bedarfsgerecht und ausschließlich mineralisch gestalteten Düngung werden vom Mais dagegen bis zu 90 % des zugeführten Stickstoffs mit dem Erntegut entzogen – und damit eine Düngeeffizienz erreicht, die deutlich über dem liegt, was etwa im intensiven Getreidebau möglich ist. Die generell schlechter zu steuernde Nährstoffverfügbarkeit bei organischer Düngung im Vergleich zu mineralischen Düngemitteln ist also kein Problem der Kulturpflanze Mais, sondern allein der Düngerform „organisch oder mineralisch“ geschuldet. Dennoch gilt: Aufgrund der im Vergleich sehr guten Verwertung der organischen Wirtschaftsdünger wie Gülle oder Gärreste aus Biogasanlagen durch den Mais ist der bedarfsgerecht bemessene Einsatz dieser wertvollen Nährstoffträger auf jeden Fall sinnvoll.
Kooperationen zwischen Land- und Wasserwirtschaft haben sich in vielen Fällen außerordentlich bewährt. So konnten die NO3-Gehalte im Wasser beispielsweise in der Kooperation Halterner Stausee in den 40 Jahren ihres Bestehens trotz des in der Region weitverbreiteten Maisanbaus beinahe wieder auf die niedrigen Werte von 1972 zurückgeführt werden.
Höhere Nährstoffeffizienz
Die Vermeidung von Verlusten und eine bessere Effizienz der organisch ausgebrachten Nährstoffe sind dann zwei Seiten derselben Medaille. Dabei bleibt aber das „offene System“ Landwirtschaft zu berücksichtigen: Auch die besten Praktiken können Nährstoffverluste – die im Übrigen immer auch wirtschaftliche Verluste für den Landwirt bedeuten – nicht vermeiden, wenn etwa außergewöhnliche Niederschläge oder Temperaturen auftreten.
Ansatzpunkte auch im Pflanzenschutz
Im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen kommt Mais sehr gut mit einer geringen Pflanzenschutzintensität zurecht (Wie viel Pflanzenschutz braucht Mais?). Dennoch bestehen in der Praxis auch hier einige Ansatzpunkte, um mögliche Einträge in Gewässer zu verhindern. Dabei sind im Wesentlichen drei Eintragspfade zu berücksichtigen: Punkteinträge, die nach aktuellen Erkenntnissen für mehr als 50 % aller Funde von Pflanzenschutzmitteln (PSM) in Gewässern verantwortlich sind, die Abschwemmung von den Feldern mit 20-40 % und die Abdrift mit 10-20 %.Abdriftmindernde Düsen, die Applikation nur bei geringen Windgeschwindigkeiten und natürlich die korrekte Einhaltung aller bestehenden, je nach Pflanzenschutzmittel z. T. unterschiedlichen Abstandsauflagen bieten recht einfache Möglichkeiten, um das Verwehen von PSM in Gewässer wirksam zu verhindern. Schwieriger ist das, wenn unvorhergesehene Starkniederschläge nach einer PSM-Anwendung auftreten und dabei etwa Bodenteilchen mit anhaftenden Wirkstoffen oberflächlich vom Feld abgeschwemmt werden. Hier lässt sich mit den verschiedenen Verfahren der konservierenden Bodenbearbeitung wie etwa der Mulchsaat eine deutliche Verbesserung erreichen; allerdings ist dieses Verfahren anspruchsvoll in der Umsetzung und nicht für jeden Standort geeignet (Mehr Mais – Mehr Erosion – Stimmt das?).
Punktquellen als Haupteintragspfade von PSM in Gewässer
Punktförmige Quellen sind für mehr als 50 % aller Einträge von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer verantwortlich. Doch gibt es auch hier wirksame „Stellschrauben“: Dazu zählen in abnehmender Rangfolge die Reinigung der Pflanzenschutzspritze auf dem Feld statt auf einem an die Kanalisation angeschlossenen Waschplatz auf dem Hof, das sorgfältige und verschüttungsfreie Befüllen der Spritze, die Ausbringung von Spritzbrüheresten auf zuvor unbehandelten Feldbereichen, die ordnungsgemäße Ausbringung selbst, das richtige Lagern und Entsorgen von Mittelresten und Verpackungsmaterial sowie der sichere Transport von PSM.
Vor allem mit der bewussten, fachlich korrekten Handhabung der Pflanzenschutzmittel und der Nutzung technischer Lösungen wie Abdrift mindernder Applikationstechnik kann die Praxis also auch im Hinblick auf den Pflanzenschutz dafür sorgen, dass Maisanbau und Gewässerschutz sehr gut zueinander passen.
Maisanbau und Gewässerschutz - Fachbeiträge
Wussten Sie schon?
Das Ertragsniveau und die Rohproteingehalte der Maisbestände bestimmen über den Nährstoffentzug pro Hektar. Während bei 40 t Ertrag, 32 % Trockenmassegehalt und 7 % Rohprotein 143 kg/ha Stickstoff mit dem Erntegut abgefahren werden, steigt der Entzug bei 50 t Ertrag und 8 % Rohproteingehalt bereits auf 205 kg/ha N. Das realistisch zu erwartende Ertragsniveau ist damit eine wesentliche Größe für die Bemessung der benötigten N-Düngermenge.
Die Technik der Gülleausbringung hat maßgeblichen Einfluss auf die Höhe der nachfolgenden Ammoniakausgasung (= Stickstoffverluste) auf dem Feld. Während bei der breitflächigen Ausbringung mit dem früher üblichen Prallteller bis zu 100 % des gesamten Ammonium-Stickstoffs gasförmig verloren gehen können, reduzieren Schleppschläuche (80 %), Schleppschuhe (60 %), Schlitztechnik (40 %) und der Güllegrubber (10 %) die möglichen Verluste deutlich.
Windgeschwindigkeit und Tröpfchengröße sind bei der Ausbringung von PSM die Faktoren, die über die Abdrift entscheiden: Bei einer Windgeschwindigkeit von 3 m/sec werden Tropfen mit einer Größe von 20 μm bis zu 125 m weit verweht, während 100 μm große Tropfen nur 5 Meter und 400 μm große Tropfen sogar nur 0,3 Meter weit mit dem Luftstrom transportiert werden.
MAISFAKTEN im Überblick
- Wie viel Pflanzenschutz braucht der Mais?
- „Verbraucht“ Mais viel Wasser?
- Mais zur industriellen Nutzung - eine umweltschonende Alternative?
- Benötigt Mais viel Stickstoff?
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