Verringert Mais die Biodiversität?
Mais - (k)ein Sonderfall für die Bioversität
Fruchtarten - wie beispielsweise der Mais - sind nicht generell „gut“ oder „schlecht“ aus Sicht der Artenvielfalt. Vielmehr kommt es darauf an, ob der Anbau einer Kulturart so ausgerichtet ist, dass er auch Lebensraum für die heimische Flora und Fauna bietet. Im Gegensatz zu unberührten Naturräumen zeigen landwirtschaftliche Produktionsflächen eine stark verringerte Biodiversität. Wobei nicht nur für Mais gilt, dass mit der regionalen Konzentration eines großflächigen, schlagübergreifenden Anbaus mit nur einer Frucht Maßnahmen zur Schaffung zusätzlicher Biodiversität notwendig werden.Erfolgreiche und nachhaltige Landwirtschaft ist auf intakte Ökosysteme angewiesen
Eine Landwirtschaft, die nachhaltig erfolgreich produzieren will, ist auf die natürlichen Leistungen intakter Ökosysteme angewiesen. So stehen die Bestäubungsleistung von Insekten, die ökologischen Kontrollmechanismen von Schaderregern durch ihre natürlichen Gegenspieler oder die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch Mikroorganismen in direktem Zusammenhang mit der Produktionskraft eines Ackerstandorts. Die Erhaltung von Agro-Biodiversität ist im Sinne einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion daher essentiell. Über die Biodiversität in Maisfeldern gibt es inzwischen ein solides Wissen. Mais ist natürlicher Lebensraum für zahlreiche Arten. Mehr als 1.000 Arthropoden-Arten leben durchschnittlich in unseren Maisfeldern, wie wissenschaftliche Feldstudien der letzten 10 Jahre darlegen. Der Mais steht damit dem Winterweizen in seiner Artenvielfalt und Lebensraumqualität nicht nach. Begünstigende Faktoren sind die lange Vegetation und der weitestgehende Verzicht auf Insektizide. Mais fungiert als „Grüne Brücke“ für Blattläuse und deren unzählige Gegenspieler, die im frühen Sommer aus dem Weizen in die Maisbestände einwandern. Mais ist zudem während seiner Blüte ein wichtiger Pollenspender für Bienen, wie ein Monitoringprojekt der Universität Hohenheim zeigen konnte. Brutvogelbeobachtungen in Brandenburg und Baden-Württemberg stellten aktuell fest, dass die Revierdichten der Feldlerche im Mais gegenüber Wintergetreide und Winterraps höher liegen. So lässt die langsame Jugendentwicklung des Maises prinzipiell gute Nestmöglichkeiten zu. Inwieweit dies auch zum Bruterfolg führt, ist von vielen Faktoren abhängig und bedarf weiterer Untersuchungen. Dass der Maisanbau ein Feldrevier auch bereichern kann, zeigen Untersuchungen der Wildbiologie. Die lichten Maisreihen im späten Frühjahr werden mit fortschreitender Bestockung der Getreideschläge für Niederwild wie Hase, Rebhuhn und Fasan immer interessanter und bieten nach der Getreideernte Deckung und Einstand. Große Maisschläge bedürfen jedoch einer strukturellen Aufwertung beispielsweise über Blühschneisen oder –inseln, um die positiven Wirkungen auf das Niederwild zu erhalten.
DMK-Film: Mais als grüne Brücke. Das Leben im Maisfeld - eine Entdeckungsreise
Der Biodiversität auf die Sprünge helfen
Die Anforderungen an die Landwirtschaft, Nahrungsmittel und Rohstoffe möglichst in hoher Menge, guter Qualität und vor allem wirtschaftlich rentabel zu produzieren, haben zu starken Veränderungen in der Agrarlandschaft geführt. Mit der zusätzlichen Ausweitung des Maisanbaus zur Rohstoffproduktion für Biogasanlagen hat eine Anbaukonzentration in bestimmten Regionen stattgefunden, die unter dem Blickwinkel einer nachhaltigen Landwirtschaft in Frage gestellt wird. Jetzt liegen aktuelle Ergebnisse von Studien unterschiedlicher Institutionen und wissenschaftlicher Einrichtungen vor, welche die Folgen dieser Entwicklung auf die biologische Vielfalt untersucht und Lösungsvorschläge erarbeitet haben. Sie kommen zu dem Schluss, dass bereits mit Fruchtfolgevorgaben, der Saat von Zwischenfrüchten oder auch der Untergliederung sehr großer Schläge mittels klug angelegter Zwischenstrukturen wie Blühstreifen hochwertiger Lebensraum für Flora und Fauna geschaffen werden kann.
Eva-Verbund (2014) Biodiversität auf dem Acker
Bioversität - Fachbeiträge
Wussten Sie schon?
Mehr als 1.000 Arthropoden-Arten leben durchschnittlich in unseren Maisfeldern, etwa ebenso viele wie in Weizenfeldern.
Tag für Tag werden wertvolle Äcker und Wiesen in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewidmet, gehen also der Landwirtschaft verloren. Dieser Flächenverlust hat sich zwar in den letzten Jahren verlangsamt, liegt für Deutschland jedoch bei täglich 73 Hektar, also ungefähr 100 Fußballfeldern (2015). Allerdings werden nicht alle diese Flächen auch versiegelt.
MAISFAKTEN im Überblick
- Wie viel Pflanzenschutz braucht der Mais?
- „Verbraucht“ Mais viel Wasser?
- Mais zur industriellen Nutzung - eine umweltschonende Alternative?
- Benötigt Mais viel Stickstoff?
- Verschlechtert Mais die Klimabilanz?
- Verringert Mais die Biodiversität?
- Maisfelder als Lebensraum für die Vogelwelt
- Wie viel Mais verträgt unsere Land(wirt)schaft?
- Zehrt Maisanbau an den Humusvorräten?
- Mehr Mais - mehr Erosion - Stimmt das?
- Mais für Biogas - Treiber für steigende Pachtpreise?
- Mais für Biogas - Treiber für steigende Lebensmittelpreise?
- Maisanbau und Gewässerschutz – (k)ein Problem?
- Mehr Mais, also auch mehr Wildschweine?